Allein schon die Idee, mitten in Eppendorf nicht mit dem 723. Italiener, sondern mit einem Wildrestaurant zu reüssieren, verdient Respekt, denn Wildfleisch ist ja bekanntlich nicht jedermanns Sache. Laut Auskunft des Besitzers bezieht er sein Fleisch frisch aus den niedersächsischen Staatsforsten. Wie dem auch sei: Das Essen ist einfach hervorragend, wenn auch nicht eben billig, und der Service ist zurückhaltend freundlich. Wir haben dort nun schon mehrfach gegessen, und für Wildfreunde ist das hier ohne Zweifel der beste - und vielleicht auch der einzige - Platz im inneren Stadtbereich. Aber auch den Vergleich mit den ja typischerweise eher im Umland gelegenen Wildrestaurants muss Hamburgs Wildnis ganz bestimmt nicht scheuen. Das Hirschgulasch mit Spätzle ist zart, die Sauce sämig und wunderbar einreduziert. Die Hasenkeule ist gut geschmort, fällt zart vom Knochen und hat zwar den typischen Hautgout, aber doch in Maßen. Der Rehrücken ist einfach köstlich und so reichhaltig, das ein Dessert einfach nicht mehr reinpasst. Auch bei den Vorspeisen sollte man sich ein wenig zurückhalten, sonst besteht die Gefahr, dass man schon satt ist, bevor die eigentlichen Highlights auf den Tisch kommen.Sicher, das ganze ist eher hochpreisig und also nichts für jeden Tag, aber wer ein ganz besonderes kulinarisches Erlebnis sucht, der ist hier genau richtig. Und Gottseidank kommt das alles ohne das sonst übliche ChiChi aus, das Publikum ist gemischt und das Personal unaufdringlich und bodenständig. Den beiden Betreibern, der eine offenbar für die Küche, der andere für den Service zuständig, ist zu wünschen, das ihr Lokal immer so voll ist wie bei unserem letzten Besuch im Januar (was den Service allerdings an seine Grenzen führte), und sei es nur, damit wir dort noch oft einkehren können.